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In allen Einzelheiten

Veröffentlicht am 20.07.2017

Details elektrisieren, sie sorgen dafür, dass der Funke überspringt. Wie ist die Atmosphäre in einem schäbigen Hotelzimmer? Und wie in einem Partykeller aus längst vergangenen Zeiten? Urteilen Sie selbst!

Der Partykeller 

Mit dem knackenden Geräusch des einrastenden Drehschalters flammten die vier Spots in den Ecken des Kellerraumes auf.

Rote, grüne, gelbe und blaue Lichtkegel trafen sich über dem grob gezimmerten Tresen. Die wie Zinnsoldaten aufgereihten, halbvollen Flaschen  warfen weiche Schatten auf das mahagonifarbene Regal.

Sie hielt eines der pinkfarbenen Whisky- Gläser gegen das diffuse Licht und blies hinein, so dass der Staub aufwirbelte. Der verklebte Schraubverschluss der  Martiniflasche ließ sich kaum drehen. Weiße Kristallflocken rieselten mit jeder Drehung auf die mit Glasrändern übersäte Holztheke.

Bedächtig nahm sie rosa satinierte und smaragdgrüne Cocktailgläser aus der Vitrine, ordnete und schob sie unschlüssig hin und her, bis sie alle Gläser auf dem Tresen verteilt hatte. 

 „Der Teufel hat den Schnaps gemacht , um uns zu verderben ...“  trällerte sie und pickte die sechs lilafarbenen Schnapsgläser aus dem messingfarbenen Ständer mit dem lackierten Bambusgriff.  Griffbereit standen Eierlikör, roter Likör und Bommerlunder bereit.

„ Hey, Blacky, einen Bols ?“. Lächelnd füllte sie das erste Glas mit der blauen Flüssigkeit zur Hälfte an.  

"Whisky Cola oder Martini, was soll es heute sein, Charly? Ach  ja, beinahe hätte ich es vergessen, dein Fall ist Barcardi. Bitte sehr.“

Konzentriert beobachtete sie den dünnen Strahl, den sie aus dem Ausgießer der Flasche in einem schimmernden Bogen  in die entsprechenden Gläser laufen ließ. Mit einer leichten Verbeugung stellte sie das Getränk neben die anderen.

" Guggi, Mona, darauf einen Dujardin!“ Sie schwenkte das bauchige Gefäß mit dem goldfarbenen Cognac und füllte zwei weitere Cognacschwenker. „ Und einen für Manne und einen für Peggy.“  Sie leerte die Weinbrandflasche bis auf den letzten Tropfen.

„ Ok Freunde, wo immer ihr jetzt auch seid! Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert. Im Asbach Uralt ist der Geist des Weines! Prost, auf  ex!"

 Die Tränen schossen ihr in die Augen, als sie das erste Glas in einem Zug leerte.Dann lächelte sie der faltigen Frau mit den grauen Strähnen, die ihr aus dem großen Spiegelbild entgegensah, immer wieder zu, während sie zwei der Gläser nahm, sie leise klirrend aneinander stieß, um dann eines nach dem anderen ohne abzusetzen leer zu trinken.

Als sie beim blauen Bols angekommen war, glitt sie von dem roten Kunstlederpolster des Barhockers. Einer der beiden hohen Lackplateauschuhe, die sie um die Metallbeine des Stuhls geschlungen hatte, fiel zeitgleich und geräuschlos mit dem langbeinigen Stuhl zu Boden. Sie fühlte die samtige Weichheit des Velourteppichbodens, dem  ein muffiger, penetranter Schimmelgeruch entströmte.

Ein weißer Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz inmitten seines Geweihes blickte sanft aus seinem goldenen, verschnörkelten Rahmen auf sie herab. Während der Arm des automatischen Plattenspielers sich mit kratzenden Geräuschen auf die sich drehende Schallplatte senkte, tauchte die mit weit geöffneten Augen am Boden Liegende ein in den  meditativen Sound von Samba Pa Ti und beendet diese besondere Party mit  Carlos Santana.

Von Doris Kronawitter 

 

Im Hotel 

Er drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür, betrat den Raum und stellte seinen Koffer ab.

Langsam setzte er sich auf das Bett. Die Federn quietschten laut auf, die Matratze gab unter seinem Gewicht nach und er sank tief ein. Mein Gott, wie er weiche Betten haßte. In diesem Bett, in diesem Zimmer, würde er kein Auge zu tun. Er sah sich angewidert um. Die Tapeten waren vergilbt und es roch nach kaltem Rauch. Natürlich ungelüftet.

Er stand vom Bett auf, ging zum Fenster, zog die vergrauten Gardinen zur Seite und stand in einer Staubwolke. Ein heftiger Hustenanfall war die Folge und als er sich endlich wieder beruhigt hatte öffnete er weit die beiden Fensterflügel.

Mit der Hitze brandete auch der Verkehrslärm in den Raum. Die Sonnenstrahlen fielen auf den Teppich, und nun sah man genau, dass sich darauf so einiges verewigt hatte. Er wollte gar nicht so genau wissen, was das alles war.

Scheinbar kam die Putzfrau hier auch nur alle paar Wochen zu Besuch. Er ging zum Schrank, um seine Sachen einzuräumen, und als er ihn öffnete, sprang ihn der muffige Geruch an und kleine Wollmäuse rollten ihm entgegen. Er würde seine Sachen lieber im Koffer lassen. 

Warum nur hatte er sich überreden lassen, zu dieser verdammten Messe zu fahren. In ganz Hannover war kein Zimmer mehr frei, außer in dieser armseligen Absteige.Nun war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Er würde jetzt zum Essen gehen, sich einen doppelten Whisky genehmigen und dann wahrscheinlich die Nacht durchmachen.

Von Elisabeth Fischer

Die Texte entstanden in der kreativen Schreibnacht "Durch die Lupe" am 20.6.2017

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