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Rio Sucuri

Veröffentlicht am 27.12.2013

Eng wie ein Strampelanzug liegt der Neopren-Anzug mit den kurzen Beinen an, den ich mühsam anziehe und der die Pölsterchen an Bauch und Hüften deutlich zeigt.  Darüber wird eine schwarze Schwimmweste geschnallt.  Die Füße stecken in Gummisocken, die durch die Desinfektion oder verschwitzt vom Vorgänger innen noch nass sind.  Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich sehe mich in Gedanken in die Apotheke rennen und Anti-Fußpilzsalbe kaufen. Zur Beruhigung sage ich zu mir selbst, dass die Gummischuhe frisch desinfiziert sind. Basta!

 

Schwerfällig und ungelenk marschiert jeder aus der kleinen Gruppe zur Verladerampe und greift sich eine Taucherbrille mit Schnorchel vom Tresen.  Wir sind zu gummierten Marsmenschen mutiert.  Ein Lastwagen mit Pritsche, auf der Holzbänke montiert sind, fährt dicht an eine Holztreppe, die wir langsam einzeln hinaufsteigen.

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Lieblingsplatz

Veröffentlicht am 20.09.2013

Ferien bei Oma und Opa, das sind Kindheitserinnerungen, die immer wieder so ganz aus dem Nichts heraus auftauchen. Ich lade die leeren Gießkannen auf den großen Pritschenwagen.  Nein, heute nehmen wir nicht den kleinen Leiterwagen, sondern den großen mit den Gummireifen. Dort kann ich mich vorne darauf setzen und die Beine herunterbaumeln lassen und Opa schiebt das Gefährt mit den Blechgießkannen und mir.

Von der Damenstraße aus schiebt Opa den Wagen bis zur Kirche.  Ich kenne den Weg und kann es kaum erwarten anzukommen.  Auf dem Kirchplatz plätschert das Wasser in den Dorfbrunnen aus gusseisernen Löwenköpfen. Dort wo das Wasser aus dem Löwenmaul fließt, werden nach und nach die Gießkannen untergestellt und befüllt.  Opa fährt sie mit dem Wagen hinter die Kirche.  

 

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Verschwundene Dinge

Veröffentlicht am 23.08.2013

Der Sonntagsbraten, mit Salzkartoffeln  und den viel zu weich gekochten Bohnen. Der Teppichklopfer, mit dem ich so gerne Luftgitarre spielte. Die Dunkelkammer mit ihrem rötlich schimmernden Licht. Alles weg. Verschwunden aus unserem Leben. Nirgendwo sieht man mehr einen Pudel, mit grauweißen Löckchen und braunen Knopfaugen. „Nickiiiiii!“, höre ich heute noch Tante Anna aus dem Nachbarhaus nach ihrem Herzblättchen rufen, das sie gerne an ihren mächtigen Busen presste. „Nickiiii, wo bist Du!“ Dann kam er meist schon angerannt, dass die Ohren nur so flogen. Heute hat der Golden Retriever die bundesdeutsche Herrschaft übernommen.

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Per Zeitreise dem anderen Ich auf der Spur

Veröffentlicht am 11.08.2013

Der Schriftsteller Sten Nadolny spielt in seinem 2012 erschienenen Roman "Weitlings Sommerfrische" mit Zeit- und Identitätsverschiebungen und unterhält den Leser auf hohem Niveau. Er punktet mit originellen Einfällen, mit Witz und einem eleganten Schreibstil, der das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen macht.

 

Der Ich-Erzähler Weitling ist sich sicher, dass er in seinem 66-jährigen Leben ein paar grundlegende Dinge nie begriffen hat.  Allerdings weiß er nicht einmal welche. Da gibt ihm das Leben eine zweite Chance: bei einem Segelunfall auf dem Chiemsee kommt er nur knapp mit dem Leben davon, wird jedoch dabei 50 Jahre zurück in die Vergangenheit katapultiert und trifft dort: sich selbst.

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Der Antrag

Veröffentlicht am 16.07.2013

Schmetterlinge im Bauch…ich bin nervös wie ein Teenager, dachte Joy belustigt, als sie gegen 10 Uhr ihren Wagen auf den schmalen Parkplatz am Long Strand lenkte und konnte doch ihre Aufregung kaum unterdrücken. Sie stellte den Motor ab und warf einen Blick auf die Ruine von Castlefreke, deren graue Steinmauern in der Ferne zwischen den Bäumen glänzten. Direkt am Parkplatz lag der kleine Kilkeran Lake, der seltsame See der eigentlich schon ein Teil des Meeres war, Schilf umwachsen, friedlich still. Gut geschützt vor den tobenden Stürmen hinter den hohen Dünen die den Long Strand vom Land trennten. Joy überquerte die Uferstraße und folgte einem schmalen, gewundenen Weg zwischen mannshohem Schilf hinunter zum Strand. Die Sonne warf ihr mattes Licht wie durch Milchglas aus hoch dahin ziehenden Wolken.

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Die Schildkröte

Veröffentlicht am 18.05.2013

Die Traumreise hat mich an einen wunderschönen Platz geführt, eine Hügelkuppe, grasbedeckt und mit einer kleinen Gruppe lichter Kiefern. Aus dem Boden ragten einige helle Felsen, wahrscheinlich Kalksteine. Der Zahn der Zeit hatte an ihnen genagt und die Zunge der Zeit an ihnen geleckt, so dass ihre Oberflächen abgerundet waren und zum Hinsitzen förmlich einluden, zumal die Abendsonne noch eine angenehme Wärme verschenkte. Doch irgendetwas trieb mich weiter, forderte mich auf, dieses kleine Paradies zu verlassen. Ich wanderte zu einem nahegelegenen Tal, dessen schroffe Felswände und dichte Baumkronen es dunkler und dunkler werden ließen.

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Mein Schreiborgan

Veröffentlicht am 16.04.2013

Mein Herz schlägt zuverlässig, meist. Manchmal bis zum Halse, einige Male  habe ich es mit Mühe davon abgehalten, herauszuspringen. Es gibt auch  Momente, in denen es, wahrscheinlich aus Unaufmerksamkeit, ins Stolpern gerät. Ein leichtes Hüsteln meinerseits, und es besinnt sich wieder auf seine Aufgabe.

 

Magen, Leber und Nieren ermöglichen mir fast uneingeschränkte  Essensfreuden, und auch die Bauchspeicheldrüse  möchte ich nicht unerwähnt lassen. Nicht, dass sie mir den Dienst aufkündigt  und ich mir täglich eine Spritze  in meinen empfindlichen Oberschenkel jagen muss.

Sicherlich habe ich wichtige Teile vergessen, und so bedanke ich mich  bei allen ungenannten Organen, ihr seid mir lieb und heilig, aber mir fallen gerade nicht eure Namen ein.

Ausgenommen jenes winzig klein angelegte Organ, das in etwa in Höhe meiner Seele  liegt. Es ist so groß wie eine Haselnuss, allerdings  hat es flexible Wände und zwei Öffnungen. Einen gierigen Zugang und einen  leicht vernarbten Ausgang:
Mein Schreiborgan.

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Manchmal schreibe ich

Veröffentlicht am 30.03.2013

Meistens schreibe ich, weil mein Beruf es erfordert. Weil ich eine Person vorstelle oder eine Veranstaltung ankündige. Manchmal schreibe ich, um Dampf abzulassen, um zu schimpfen und zu lamentieren, zu fluchen, zu beschuldigen, zu predigen.

 

Manchmal schreibe ich, um zu bitten und zu wünschen. Briefe an Menschen, die ich liebe, Briefe und Worte, die ich nicht wegschicken kann, die ich nicht sagen kann oder nicht nochmal sagen will, aber nochmal schreiben muss, damit ich endlich ruhig sein kann.

Manchmal schreibe ich, weil ich zu lauter Musik getanzt hab wie wild und dann plötzlich etwas herauspurzeln will.

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Großvater

Veröffentlicht am 22.03.2013

Schulferien! Wir, meine Brüder und ich, fahren in den Schwarzwald zu Oma Marie und Opa Willi nach Waldkirch.  Wie jedes Jahr im Sommer gehen wir mit Opa viel spazieren, er erzählt uns dabei Geschichten aus der Heimat und Omas Essen wartet in Töpfen, die auf dem alten Holzofen stehen, auf uns.  Sie kocht oft mein Lieblingsessen, Graupensuppe, sämig und weiß, mit Karottenstückchen und frischer Petersilie.  Die Fleischbrühe aus echten Rinderknochen mit Wurzelgemüse gekocht, duftet durch das Treppenhaus.  Sonntags gibt es Rinderbraten, Kartoffelbrei und frische, grüne Bohnen aus dem Garten mit grünem Salat dazu.

Opa ist groß und schlank.   Er geht aufrecht, ein wenig schlaksig, wie ein heranwachsender Junge in der Pubertät, der mit den langen Armen und Beinen nicht so richtig weiß, wie er sie bewegen soll.  Oma hat seine Arbeitshosen zu kurz umgenäht und er steht mit seinen braunen Schuhen, an denen getrocknete Gartenerde klebt, auf dem beige gefleckten Linoleumboden in der Küche. Seine Haut ist immer noch glatt, von der Sonne gebräunt und mit feinen rotblauen Äderchen an den Wangen durchzogen. 

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Schreiben gibt Zufriedenheit

Veröffentlicht am 17.03.2013

Ich schreibe, weil...

 

ich einzelne Geschichten meines Lebens aufschreiben und meiner Tochter hinterlassen möchte. Die Episoden, Abenteuer sowie meine Träume und Erfahrungen werden in einem Foto- und Geschichtenbuch zusammengefasst und irgendwann in der Zukunft meiner Tochter überreicht.

Diese Erinnerungen an mein bisheriges Leben mit allen Höhen und Tiefen sind auch eine Aufarbeitung der Geschehnisse.  Das Schreiben gibt mir persönlich innere Ruhe und Zufriedenheit.

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Schreiben ist Leben

Veröffentlicht am 17.03.2013

Ich schreibe, seitdem ich schreiben kann. Schulhefte voller Aufsätze über Menschen und ihre Launen, ihr Aussehen und ihre Schwächen. Tagebücher angefangen, für einen Monat oder zwei Jahre, bevor sie wieder in Vergessenheit geraten sind. Gedichte abgeschrieben, Aphorismen  auf Notizzetteln, damit ich weiß, was andere denken.

 

Eigene Texte, flüchtig  hingeschrieben, auf irgendwelches  Papier, in Schubladen verräumt und meist nicht wiedergefunden.
Texte über mein  ganz alltägliches Leben. Über eine Zeit, in der  ich  keine  Zeit hatte.  Aber in mir diese ständige Unruhe, etwas zu versäumen, zu vergessen.  Das Bedürfnis, Dinge  festzuhalten.

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Fahrt ins Ungewisse

Veröffentlicht am 16.03.2013

Wenn die Engeltöfi
Auf Sandalen der Sehnsucht
Durchs Labor der Träume schleichen

Und der Chef der Träume
Nicht weiß, was er will
Und genau dafür wurde er eingestellt

Wenn die Himmelsiris
Sich nicht aus dem Urschlamm wagt
Weil ihr Name in den Schmutz gezogen wurde 

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Seelengrund

Veröffentlicht am 16.03.2013

Die Reisegesellschaft drängte aus dem soeben gelandeten Netul. Lautlos waren sie über Reinvoldo, das smaragdgrüne Meer,  hinweg geflogen. Die Ausläufer des pupurroten Lebensflusses Atnezalp grenzten sich scharf von der undurchdringlichen Schwärze der Außenwelt ab. Der solarbetriebene 10-Sitzer Netul bot durch die diamantgeschliffenen Glasfronten einen überwältigenden Rundblick über Dalboriset – das Land, in dem Erinnerung, Vergangenheit und Zukunft  verschmelzen. 

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Dachsteinrunde

Veröffentlicht am 12.03.2013

Steile Serpentinen, feiner Schotter, alle paar Meter eine schmale, eiserne Regenrinne, die schräg den Weg quert. Du trittst schwer im niedrigsten Gang. Ganz langsam. Rechts, links, rechts, links. Den Oberkörper hast Du flach nach vorne geneigt. Damit das Vorderrad nicht aufsteigt, damit es nicht seitlich ausbricht, musst du es runterdrücken. Du musst es ständig unter Kontrolle halten, ein ewiger Kampf gegen die Schwerkraft. Laut hörst Du Dein Herz schlagen.

 

Deine Hände nass,  hängen an den Gummigriffen. Deine Arme stark abgewinkelt, federn rhythmisch bei jedem Tritt. Du konzentrierst Dich, nimmst die nächste Kehre. Die Kurve ist eng, aber du hältst das Gleichgewicht.

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"Simpel" von Marie-Aude Murail

Veröffentlicht am 11.03.2013

Ein Jugendbuch fürs Leben

 

Ein Jugendbuch, das direkt ins Herz zielt und das schnell zum Buch fürs Leben wird. Es handelt vom 22-jährigen Simpel, der mental auf der Stufe eines Kindes steht. Geistig behindert? Nein, viel eher geistig befreit!

Simpel spielt Playmobil, diskutiert mit seinem Stoffhasen und bringt die WG seines Bruders , in die er einzieht, auf Trab.  Denn er sagt stets die Wahrheit und nimmt kein Blatt vor den Mund. Die sexuellen Umtriebe seiner WG-Gefährten werden staunend hinterfragt., die Angestellte des Jugendamtes wird an der Nase herumgeführt und auch der mürrische alte Mann, der die WG kritisch beäugt, wird durch Simpels sanften Blick zum Menschenfreund.

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